Felix Callejo

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Morgenstille in der Ribera del Duero

Frühmorgens in der Ribera del Duero liegt Tau auf den Reben, die Luft ist klar, der Tag noch jung. Ich bin unterwegs zu Felix Callejo nach Sotillo de la Ribera, ganz im Norden der Appellation – dorthin, wo Höhenlage, Ruhe und konsequente Biodynamie zusammenkommen. Hier, fast 1.000 Meter über dem Meer, arbeitet die Familie Callejo seit Jahrzehnten mit Hingabe und Präzision. Keine Show, keine Hektik – nur kompromisslos gute Weine, entstanden aus Überzeugung, Handarbeit und einem tiefen Verständnis für das Terroir. Und genau deshalb bin ich wieder hier.

Familie Callejo, Cristina & die Seele eines Familienweinguts

Im Innern der Bodega begrüßt mich Cristina, eine von drei Schwestern von José Felix Callejo. Das Weingut ist nach ihrem Vater Felix benannt und heute arbeiten alle Geschwister gemeinsam hier. José Felix und Noelia sind die beiden Weinmacher, Beatriz kümmert sich um den spanischen Markt und Cristina ist die Export Managerin. Hier bin ich genau richtig. 

Wir verstehen uns gut, die Ebene ist schnell freundschaftlich und exakt auf dem Level professionell, dass auch komplexere Inhalte schnell und humorvoll erklärt werden können, ohne dass die Zwischentöne nicht verstanden würden. Was mir obendrein auffällt: Ruhe. Hier findet kein Önotourismus statt, hier findet man keine Säulen am Eingang und hier wirkt alles zweckmäßig, nicht verspielt. Wir studieren gemeinsam die Topographie der Lagen des Weinguts, vergleichen mit dem Rest der Ribera und unterhalten uns über Spaniens Weinbau allgemein. Dann wird es wieder spezieller, tiefer. Wir verkosten die Weine und natürlich geht auch hier der weiße Albillo Mayor voran. Er nennt sich hier „El Lebrero“, zu deutsch „der Windhund“. Und im Gegensatz zu vielen anderen Albillo Mayor, die ich in den letzten Tagen verkosten durfte, wirkt dieser hier erwachsen, reif, gut strukturiert und ausgesprochen gastronomisch, eignet sich jedoch auch zum gemeinsam „daydrinking“. Mineralik, Terroir, Balance und Eleganz bei unbedingt vorhandener Kraft könten hier die Schlagworte sein. Der Jahrgang 2022 gefällt.

Vina Pilar Clarete – Ein Rosé, der alles anders macht

Und jetzt kommen wir zu einem meiner Highlights auf dieser Reise: Der Vina Pilar Clarete – ein Rosé aus Albillo Mayor und Tinto Fino, also Tempranillo. Starkes Zeug. Wirklich. Für mich einer der besten Rosé aus Spanien, die ich bislang trinken durfte. Wenngleich auch preislich nicht unbedingt attraktiv zu nennen. Aber herrjee, das kann schon was und bei nur rund 4.000 Flaschen kann man keinen günstigen Wein erwarten. Hier wird auf der Hefe sowohl im Betonei als auch im Fuder ausgebaut und hinter assembliert. Wie gesagt: Ein top Stoff. 

Die Roten von Felix Callejo machen mich stets glücklich, denn gerade „Flores“ (Gutswein) und „Parajes“ (Ortswein) sind schon richtig tolle Weine und am Ende beschliessen wir die Weinprobe mit einem Schluck des Signature Weines „Felix Callejo“ – denn jetzt geht’s mal in den Keller.

Biodynamie als Überzeugung – und nicht als Etikett

Zuvor machen wir einen kurzen Abstecher in die direkt ans Weingut angrenzenden Weinberge. Cristina ist heute alleine und kann das Gelände nicht verlassen, gibt mir jedoch Tipps, an welche Stellen ich noch fahren sollte, um mir einen noch besseren Eindruck zu verschaffen. Hinter dem Anwesen wurde neue Flächen gesetzt mit Pfahlerziehung. Und was ich später noch einmal bei José Gil sehen sollte ist offenbar auch hier State of the Art – man experimentiert und probiert und arbeitet vor allem bioydynamisch mit der Natur. Cristina betont immer wieder, dass der eingeschlagene Weg der Biodynamie der einzig Gangbare für sie und ihre Familie sei. Und ich verstehe das – insbesondere, wenn ich mir die Qualitäten anschaue, die bei Felix Callejo produziert werden. Da würde ich auch keinen „Rückschritt“ mehr machen. 

In kleinen bis Microanlagen findet hier auch Versuchsanbau statt, man geht mit der Zeit, denkt mit und voraus. Alles in Ruhe und mit Bedacht hier bei Felix Callejo.

Der Keller: Raum für Reife, Zeit und Präzision

Und ebenso ruhig geht es dann im Keller zu. Hier hat man Platz und Raum. Es wirkt – gerade im Vergleich zu vielen anderen Weingütern in Europa – beinahe surreal wie ruhig und wenig raumfüllend hier die Weine ausgebaut werden. Aus mancher deutscher Sicht könnte man hier noch ein zweites oder gar drittes Weingut samt Keller unterbringen. Aber Cristina erklärt, dass das schon und Zweck sei, etwas mehr Platz zu haben. So kommt selten bis nie Hektik auf, auch zur Lesezeit habe man genug Platz. Stets gibt es noch freie Tanks und Fässer, beinahe autobahnbreite Wege sind begeh- und befahrbar. Alles wirkt ruhig und durchdacht. So, wie die Weine von Felix Callejo. 

Warum diese Weine so gut sind – und so leise

Mit Ruhe und Bedacht wird hier gearbeitet. Bioydynamisch, unglaublich viel Handarbeit, Höhenlage, viele Microterroirs, nie überbordend sondern stets mit Stil. Die Weine nehmen sich die Zeit und am Ende des Tages weiß ich wieder, weshalb ich damals Fan dieser Weine geworden war: Weil sie schlicht und ergreifend gut sind, hervorragend sogar. Die Familie bildet das Herzstück und die Weine zeigen, wie viel ihnen an ihrer Arbeit liegt. 

Ich verabschiede mich von Cristina und bin mir sicher, dass ich schon bald wiederkommen werde. Nicht wegen des Tourismus, den es hier überhaupt und gar nicht gibt. Sondern wegen der Weine – die sind außergewöhnlich gut und stehen sinnbildlich für alles, was ich oben beschrieben habe. Ribera del Duero eben.

Link zur Bodega Felix Callejo

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