Sonntag, Straße & Schnitzel – unterwegs Richtung Krems

Rein wettertechnisch ist heute ein durchwachsener Sonntag, was uns aber herzlich egal ist. Unterwegs zu Toni Zöhrer nach Krems, das heisst heute: Sweet home BAB6 in Richtung Osten. Nürnberg und Passau lassen wir hinter uns und überqueren die Grenze nach Österreich, dann noch kurz den Entschluss gefasst, einen Abstecher zum Lunch an den Attersee ins „Bräu“ zu machen. Hier kann ich ganz kurz den Tipp weitergeben: Der Abstecher lohnt, allein das Schnitzel wäre die Reise wert gewesen…
Ankunft in Krems – lebendig, charmant, überraschend
Nach dem Lunch bei mittlerweile herrlichstem Sonnenschein weiter Richtung Wien und dann ins Kremstal rein. In Krems angekommen heißt es einchecken im Hotel Klinglhuber. Und hier wird uns das erste Mal bewusst, wie attraktiv diese Ecke Österreichs auch für Touristen sein mag, denn hier herrscht reges Treiben. Und dieses Leben spüren wir in den kommenden Stunden und Tagen noch deutlicher.



Um den Abend ausklingen zu lassen hatten wir von Toni vorab den Tipp bekommen ins Bistro Krems einzukehren. Und was soll ich sagen? Ein Stückchen Frankreich in der alten Stadtmauer von Krems. Tolle kleine Karte, sehr schöne Weinauswahl und so genießen wir viele Kleinigkeiten und Großigkeiten. Aber auch diesen Tipp gibt’s am Rande: Solltet Ihr in Krems oder Umgebung sein, dann schaut im Bistro vorbei und sagt Philipp Grüße von uns.
Morgens bei Toni Zöhrer – Kaffee, Klartext & Kremstal
Anderntags in der Frühe geht’s raus zu Toni. Auf dem Weingut werden wir von Margot herzlich begrüßt und trinken erstmal nen Kaffee. Toni stößt dazu, wir sitzen auf der Terrasse und reden, diskutieren und tauschen aus. Wieder erstaunlich, wie gleich doch die Problemstellungen sind, egal wo man sich befinden mag: Der Markt ist schwierig, die Bürokratie und Abgabenlast immens, Personalsituationen unlösbar. Aber Probleme sind da, um gelöst zu werden und uns allen wird wieder einmal klar, dass das nur gemeinsam geht und so kümmern wir uns jetzt einfach mal ums Wesentliche: Das Kremstal und den Wein!


Die von Toni liebevoll „Rallye“ genannte Tour durchs Kremstal führt uns von den Ufern der Donau mit seinen Sandböden bis hinauf zu den Höhen Limbergs. Die Adresse des Weinguts in Krems lautet „Sandgrube 1“, daher auch der Name der Gutsweine „Sand 1“. Und wenn man hier so unterwegs ist und sich an Schluchten und Abhängen die Gesteinsprofile ansieht, dann wird einem sehr schnell und unmissverständlich klar gemacht, weshalb das so ist. Die Böden hier sind tief und sandig bis lehmig, vor Jahrtausenden fand die Donau so ihr Bett. Wir setzen unsere „Rallye“ fort über die Höhenlagen, die schon in der letzten Eiszeit Wanderern als Unterschlupf und Jagdgebiet dienten, denn bei Ausgrabungen wurden Lager- und Rastplätze gefunden, die deutliche Rückschlüsse auf dauerhafte Mammutjagd zuließen. Ein Weg in einer Gletscherspalte, jeder musste da durch, ob Mensch oder Tier. Ein Stück Menschheitsgeschichte im Weinberg.

Wir umkreisen Krems und finden uns am Ende oberhalb der Stadt wieder, können von hier aus alle Lagen nochmals überblicken und gleichzeitig erklärt uns Toni Krems als Stadt, die historischen Gebäude und Ausrichtungen dieser Gebäude. Ihm könnten wir stundenlang zuhören, eloquent und wortgewandt, punktgenau und nachvollziehbar. Allein für diese Tour durch Weinberge und Kremser Umland hat sich die Fahrt gelohnt. Aber der wichtigste Teil kommt ja erst noch: Die Verkostung.
Zurück im Weingut – Umbaupläne & feine Gläser
Zurück im Weingut stellt uns Toni nochmals seine Pläne für Um- und Ausbau vor, die Modernisierung des Weinguts und den Zeitplan. Zumindest wissen wir, dass bei unserem nächsten Besuch die ersten Bauabschnitte schon abgeschlossen sein werden, doch das gesamte Projekt wird sich einige Monate und Jahre ziehen, da ein Umbau in einem Zug auch den gesamten Betrieb auf einmal lahm legen würde.

Und dann zurück an den Tisch: Im Weingut verkosten wir mit Toni die Palette rauf und runter, jetzt natürlich im Hinterkopf Terroir und Mikroklimata verankert. Die Weine stellen sehr präzise ihre Herkunft vor, hier wird nicht nur im Einklang mit der Natur gearbeitet, sondern auch sehr genau auf die Lagen und ihre Vorzüge eingegangen. Eine Auswahl für uns macht das nicht unbedingt leichter, denn letzten Endes bleibt hier festzuhalten: Außerordentlich gute Qualität zu einem sehr guten Preis-Genuss-Verhältnis. Und obendrein mit Toni ein top Winzer, als Typ und Mensch greifbar – genau unser Ding. Klar in Sprache und Aussage, verbindlich und direkt. So wie seine Weine eben – authentisch. Die Gutsweine kommen aromatisch und fruchtbetont, bei Toni aber niemals fett. Seine Lagenweine zeigen die Herkunft präzise, insbesondere die Veltliner Limberg und Weinzierlberg haben es uns angetan. Frucht, Druck, Kiesel, Mineralik, Pfeffer – die ganze Kapelle wird hier abgerufen. Sehr fordernd und fantastische Speisebegleiter.
Heuriger, Domäne Wachau & Weinhimmel – Krems verabschiedet sich charmant


Unsere Reise führt uns noch ein Stück entlang der Donau in die Wachau, wir kehren ein beim Heurigen und sind am Nachmittag mal wieder zu einer Kurzverkostung bei der Domäne Wachau; das steht jedoch auf einem andern Blatt. Der Abend steht im Zeichen der Entspannung, denn am nächsten Morgen sind wir bereits wieder auf Heimreise. Weil der Abend selbst aber im Weinhimmel in Krems verbracht wird, kommt hier der letzte Tipp in diesem Artikel: Solltet Ihr in Krems sein und Lust auf eine tiny Vinothek haben, ein tolles Vesperbrett und eine gute Flasche Vino, dann schaut dort rein: Mittendrin in der Fußgängerzone, ein Treff für Winzer, Önologiestudenten und Sommeliers. Locker und lecker. So geht’s und Krems flüstert uns an diesem Abend ins Ohr, dass wir bis zum nächsten Besuch bitte nicht mehr so lange warten sollten. Wir werden sehen, aber die Versuchung wurde definitiv größer. Krems ist leben- und liebenswert, die Wachau um die Ecke und mit Toni Zöhrer haben wir ja auch direkt vor Ort schon einen fantastischen Partner.

Falls Ihr uns beim nächsten Mal nach Krems begleiten möchtet, dann schreibt uns einfach. Dann sind wir definitiv schneller wieder dort.