Tr3smano. Alles – außer gewöhnlich

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La Rioja bis Golden Mile – Unterwegs zu Tr3smano

Mein Weg führt mich einmal quer von Ost nach West durch Spaniens zentrale Anbaugebiete von der Rioja Alavesa bis zur Golden Mile der Ribera del Duero. Mein Ziel ist die Bodega Tr3smano, also die 3 Hände. Hier warten auf mich Geschichte, Geschichten und eine Idee, die man kaum besser hätte umsetzen können. Hier, mitten im Nirgendwo der Golden Mile zwischen Burgos und Valladolid.

Geöffnet nur für mich

Als ich ankomme ist der Tag bereits etwas fortgeschritten. Und im Grund ist heute das Weingut sogar geschlossen – geöffnet werden die großen Tore nur für mich. Das klingt charmant, ist aber Arbeit für diejenigen, die die Tore öffnen müssen. Auch und gerade an solchen Tagen. Ich empfinde dies allerdings nicht als Verpflichtung, denn ich arbeite ja auch. Insofern freue ich mich noch mehr, als ich sehr herzlich und freundlich empfangen werde von Laura, der Export Managerin. 

Geschichte trifft Architektur

Ich bin noch immer beeindruckt von diesem Anwesen als wir die Tour bereits gestartet haben und weiß nicht so Recht, wo ich zuerst und danach hinschauen soll. Auf einer kleinen Anhöhe gelegen verbinden sich hier Geschichte und Moderne. Ich stehe neben einem 1.500 Jahre alten Olivenbaum und sehe nach Westen diesen modernen und architektonisch wertvollen Bau des Weinguts. 

Drei Gründer, ein Ziel – Pedro Aibar und das Erbe der Qualität

Im Jahr 2007 – während der Immobilien- und Finanzkrise – konnte das Weingut samt Ländereien erworben werden. Und so taten sich damals drei Freunde zusammen, um dieses Projekt zu starten. Die Gründerväter von Tr3smano waren Antonio Sierra, José Ramon Rui-Gomez und Fernando Remirez de Ganuza. Gerade Letzterer war der Weinwelt bekannt seit 2004 als Weinmacher Spaniens, der für einen Reserva 100 Parker-Punkte erhielt. Kurze Zeit, später stieß dann noch Pedro Aibar hinzu als Chef-Önologe, der mit seiner Expertise und Erfahrung Tr3smano ein weiteres Level emporhob. Sein Credo präziser biologischer und terroirbezogener Arbeit zeichnet die Weine von Tr3smano heute aus. Aber dazu später mehr.

Im Innern der Bodega – Präzision, Ruhe und Struktur

Im Bauch des Weinguts, im Keller also, beginnen wir die Führung durchs Innere. Hier unten zur Südseite hin und hinter meterdicken Mauern befinden sich große Tore, Stahltanks und ein eigenes, kleines Labor. Hier wird nichts zur Analyse eingesendet – hier wird selbst analysiert. Auch hier ist Platz das oberste Gebot. Alles wirkt bekannt und dennoch futuristisch, durchdacht und verwinkelt zugleich. Spannend. 

Ein Schatz aus der Antike – der alte Gewölbekeller

Im Ausbaukeller wird ausschliesslich mit Barriques gearbeitet – und das nur mit französischer Eiche namhafter Hersteller wie Cabus etc.. Etikettiert wird inhouse, gelagert sowieso und so wären wir auch schon am Ende der Führung. Puristisch und klar – exakt so verlassen wir das Gebäude durch eine kleine Stahltür zur Nordseite hin und begeben uns einige Meter nach Westen. Hier findet sich ein altes Gewölbe, das circa 2.500 Jahre alt ist und schon in der Antike für landwirtschaftliche Zwecke zur Lagerung genutzt wurde. Heute nutzt Tr3smano diesen Keller noch immer, um aus jedem Jahrgang und von jedem Wein eine kleine Schatzkammer aufzubauen. Beeindruckt und neugierig verlasse ich auch diesen Teil der Geschichte und freue mich darauf, was noch kommen mag.

Laura führt mich zu einem Weinberg auf der Nordseite. Sie erzählt mir von den Ausrichtungen, dem Alter der Reben, das hier zwischen 40 und 80 Jahren liegt und sie erzählt von den unterschiedlichen Böden, den unterschiedlichen Mikroklimata. Auch hier wird nach Terroir gearbeitet, ganz im Stile des Burgunds, ganz im Stil von Pedro Aibar. Ein halber Hektar liegt direkt vor uns mit unterschiedlicher Bepflanzung. Ich sehe Amerikanerreben und Wurzelechte nebeneinander; so sind die Dünneren eben die Älteren und haben Phylloxera überlebt. Laura und ich setzen unseren Gang fort – ins oberste Stockwerk des Weinguts, aufs Dach und in den Tasting Room. Auf dem Dach eröffnet sich eine Weite, die einem den Blick bis hinüber zu Vega Sicilia gestattet – zumindest heute, da wir einen wirklich schönen Tag erwischt haben. Aber so richtig schön kommt erst noch – beim Tasting.

Blick über die Ribera – Tasting mit Pedro Aibar persönlich

Im Tasting Room stößt Pedro Aibar zu uns und ich fühle mich wirklich geehrt. Nicht nur, da er einer der berühmtesten Weinmacher Spaniens ist. Sondern vielmehr opfert er auch noch mehr als eine Stunde an diesem Tag, an dem er sich mit den größten Importeuren Mexikos und Nordamerikas trifft, unterbricht das Meeting und kommt zurück zum Weingut um sich mit mir über seine Weine, die Ribera und die Weinwelt zu unterhalten. Pedro erzählt von seiner Philosophie, von Terroir und von Qualitäten. Er erzählt von Albillo Mayor und der Suche der Ribera nach der Weisswein-Identität (die einzige weiße Rebsorte ist erst seit 2019 in der Ribera del Duero zugelassen). Und er erzählt von Personen und Persönlichkeiten und ich meine erkennen zu können, dass wir uns sympathisch sind. 

Albillo Mayor & Alvarinho – Weißweine mit Tiefe und Stil

Das Tasting ist grandios. Ich liebe diese Weine. Wir finden den Einstieg beim Albillo Mayor. Diese Weissweinstöcke sind circa 60 bis 90 Jahre alt. Heute darf man sie nutzen und vermarkten als Ribera del Duero – dafür hat Pedro u.a. gekämpft. Und gewonnen. Sehnig und zart zugleich, 9 Monate französisches Barrique geben Struktur, schönes Potential. Noch erscheint er mir jung, doch nach einigen Minuten im Glas öffnet sich ein schöner, gastronomischer Wein. Noch mehr allerdings freue ich mich im Glas über den Alvarinho Lagar de Proventus aus der DOC Douro. Das ist starker Stoff und sofort mein persönlicher Favorit in Weiss.

Handwerk, Haltung & Herzblut – warum Tr3smano so besonders ist

Proventus 2022 ist stark, aber noch jung, Eine aufgefrischte und etwas verspieltere Optik nimmt ihm den tiefen Ernst, der aber im Glas bleibt. Tr3smano, TM und die Serie, die aus Einzellagen mit einem Großteil Garnacha besteht, beeindrucken ebenfalls sehr. Und am Ende des Tastings muss ich Pedro Recht geben: Hier wird Qualität produziert, terroirbezogen, Handarbeit und Know How. Wenn es ein Gegenteil von Massenware als Anschauung gibt, dann hier. Und das Ganze auch ohne Disneyland. Tradition und Geschichte bewahrend und achtend, in die Zukunft blicken und mit modernen Methoden das Beste erarbeiten. An diesem Punkt bleibt mir nurmehr Danke zu sagen – für diesen Nachmittag, für diese Eindrücke und für Eure Zeit Laura und Pedro. Tr3smano ist und bleibt alles – außer gewöhnlich.

Link zu Tr3smano

Schonmal Tr3smano probiert?