Die (Oberbergener) Bassgeige
Was gäbe es nicht alles zu diesem Weingut zu berichten. Allein die hard facts sind schon beeindruckend genug. Auf 59 Hektar Anbaufläche bewirtschaftet Friedrich Keller mit seinem Team alles in Eigenregie und noch dazu biodynamisch. Keine Vertragswinzer, kein Zukauf. Spezialisiert auf Burgundersorten in Weiß und Rot mit den beiden grandiosen Lagen in Oberbergen Pulverbuck und Bassgeige, wobei Letztere zwischenzeitlich eine Monopollage darstellt.
Aus Frankreich nach Oberbergen
Ein unwirtlicher Tag. Regen, Nebel, Kälte und Wind. Aus Frankreich kommen wir gefahren und wir wussten schon recht genau, weshalb wir ausgerechnet an diesem Tag Franz Keller ansteuerten. Denn dort werden die Weine nach klassisch burgundischem Vorbild ausgebaut – und das kann sich (überall und in allen Preisklassen) sehen lassen.
Der architektonisch klar und modern wirkende und in den Berg eingelassene Bau blickt erhaben auf die Bassgeige. Alles hier ist sowohl auf Effizienz wie auch auf Geräumigkeit und Wirkung angelegt. Oli Haag empfängt uns. Da wir uns schon seit längerem kannten können wir direkt in Media Res gehen und die Förmlichkeiten überspringen. Bei solchen Terminen ist das recht angenehm, denn immerhin geht es um Wesentliche (Wein!).
Die Besichtigung bringt dieses Mal zwei Überraschungen mit sich. Einerseits verzichtet das Weingut nunmehr (nicht zuletzt seit Corona) auf die Vermietung der Vinothek als Veranstaltungssaal. Und andererseits wurde noch etwas Platz geschaffen – nicht zur Erweiterung, sondern zum angenehmeren und effizienteren Handling der Arbeitsprozesse. Durch viel Glas und Licht entsteht nicht nur der Eindruck der Transparenz – man könnte dies auch als Definitionsvorbild sehen. Mindesteingriff im Keller und Transparenz in der Arbeit kennzeichnen den gesamten Prozess. Ein Teil der Avantgarde der Weinbereitung in Deutschland.
Die Verkostung
Burgund, Burgund, Burgunder. Keine Frage, abseits der ebenfalls vorhandenen regio-typischen Rebsorten dreht sich bei Franz Keller alles um Burgunder. Vom „Einstieg“ ins Thema mit Weiß- und Grauburgunder vom Löss dreht sich die Spirale recht schnell weiter nach oben. Preislich ist hier alles im Rahmen, qualitativ allerdings ganz oben mit dabei. Schon die „Gutsweine“ überzeugen mit klarer Kante, etwas reduktiv und mit zurückhaltendem Holzeinsatz. Straight forward werden Rebsortentypen herausgebildet, alles folgt einer klaren Linie, einer Handschrift. Extrem überzeugend sind da die Ersten Lagen der Bassgeige aus Chardonnay oder Grauburgunder. Saftig und mineralisch, gleichsam elegant. Mit am besten gefallen in der Verkostung jedoch auch die Sekte – vom kleinen Petit Adler über Pinot Sekt Rosé oder unseren Liebling Blanc de Blancs (Chardonnay) ist das recht großer Sport zu vergleichsweise fairen Preisen.
Abschluss
Ein Besuch im Schwarzen Adler ist Pflicht. Zum Mittagessen muss heute allerdings das gegenüberliegende Wirtshaus Rebstock herhalten. Natürlich gehört dies auch „zum Haus“ und man wird auch hier nicht enttäuscht. Handwerklich und geschmacklich extrem gut gemachte regionale Küche traditioneller Prägung – hier wird jeder fündig. Den französischen (elsässischen) Einschlag kann aber auch hier keiner leugnen.
Was also ist mein Fazit? Must have. Franz Keller gehört für mich und uns zu den absoluten Favoriten unter den Weingütern Badens und auch Deutschlands. Von A bis Z, von Essen bis Wein, von Gutswein bis Sekt – an nichts gab es einen Makel. Und die Stilistik mögen wir ebenfalls sehr….sehr sehr… ;-).
Eine weitere Empfehlung aus Baden habe ich noch für dich und zwar ein Pinot Gris vom Weingut Heitlinger aus Östringen-Tiefenbach.