Grenzgänger – Das Weingut Jülg
Wenn ein Tag mit Sonnenschein beginnt und die Temperaturen sich um 25 Grad einpendeln sollen, dann ist das Gemüt schon einmal grundsätzlich beruhigt. Wenn darüber hinaus ein Besuch auf einem Weingut ansteht und man so (wieder einmal!) das Berufliche mit dem Schönen verknüpfen kann, ist man auch noch in der richtigen Branche tätig.
Unser kürzlicher Abstecher in die Südpfalz führte uns bis kurz vor die französische Grenzlinie, eben da hin, wo Winzer teilweise hüben wie drüben in den Weinbergen arbeiten und die Vorteile beider Terroirs vereinen können.
Das Weingut Jülg liegt leicht zu erreichen in Schweigen. Am Rande des alten Ortskerns gelegen, mit traditionelle Hofeinfahrt und wunderschönem Innenhof. So ist die Pfalz. Sehr klassisch. Viele Betriebe verbergen sich hinter solchen Toren und viele machen hier auch Wein. Und dennoch ist das Weingut Jülg etwas Besonderes. Nicht nur, dass hier auch ein wunderbares Restaurant mit an Bord ist (dazu weiter unten mehr!) – hier stimmt nahezu die gesamte Range an Wein. Keine Ausnahmen, keine Ausrutscher – maximal nach oben weg.
Erstmal das Sortiment verkosten
Wir probieren uns durch das gesamte verfügbare Sortiment. Die „Jean-Fritz“-Linie zeigt, was aus der Verbindung deutscher und französischer (elsässischer) Terroirs und Stilistiken entstehen kann. Etwas verspielter als die Linie mit dem VdP-Adler gleichwohl keinen Deut schlechter. Der Crémant Jean-Fritz (Weissburgunder-Chardonnay) hat es uns besonders angetan. Es stehen zwar im Protokoll nur mindestens 12 Monate Hefelager, dafür kommt da aber ein echtes Brett ins Glas. Nur sanfte, zurückgenommene Hefe, feine Perlage – cremig und sehr drinky, dennoch mit Anspruch. Das gefällt und ist eine wunderschöne deutsch-französische Assemblage.
Ich werde jetzt nicht alle Weine aufzählen, die wir gut oder sehr gut finden. Da – wie bereits erwähnt – die gesamte Range aussergewöhnlich gut ist, gehe ich hier nur noch auf 2 Weine ein. Der Chardonnay Opus-Oskar 2023 ist zwar viel zu jung, aber herausragend. Preislich stabil bis fordernd, aber als Wein wirklich extrem gut.
Schockverliebt
Ortswein. Weissburgunder Schweigen 2022.
Klar, Handlese, Sponti, teilweise kleines Holz. Das liest sich schonmal ganz gut. Aber aromatisch hat der allerhand zu bieten und bleibt dafür preislich echt auf dem Teppich. Zarter Schmelz, exotische Düfte nach Papaya und Ananas, weißer Pfirsich.
Am Gaumen wiederholt sich alles zusammen mit Birnenkompott und Frühjahrshonig. Großer Zug, tolles Süße-Säure-Spiel, herrlich sanft-salzige Seitentöne mit Wiesenkräutern.
Das war unser Wein des Tages.
Zum traditionellen Mittagessen in die Weinstube Jülg
A propos Wein des Tages. Wie oben angerissen gibt es beim Weingut Jülg auch ein herrliches Restaurant, in dem wir – zum Glück – gerade noch reservieren konnten. Ab 12.00 Uhr am Mittag darf man bei schönem Wetter im Hof Platz nehmen – unter Apfelbäumen und vor Weinfässern. Traditionell aber nicht kitschig, eher stilsicher. Das triffts am besten. Der Wein des Tages (Weissburgunder Schweigen) wird sofort bestellt; die Karte gibt eine modern interpretierte Mischung aus Pfälzer und Elsässer Küche preis und wir bestellen einmal querbeet. Vieles muss probiert werden und Appetit haben wir ordentlich mitgebracht.
Der Hof füllt sich schnell mit Ausflüglern, Stammgästen, Kunden des Weinguts (?), Dorfältesten und Sportlern. Im Nu gibt es keine freien Plätze mehr und wir sind erneut froh, dass wir reservieren konnten. Ein Platz im Schatten, die Hunde zufrieden, ein Glas Weissburgunder Schweigen und in freudiger Erwartung des Mittagessens: Besser kanns kaum gehen an solchen Tagen J
Ich muss mich leider an dieser Stelle etwas kürzer fassen, sonst komme ich aus dem saftig-leckeren Geschreibe nicht mehr heraus (ein paar Fotos hängen wir Euch aber dennoch an, die Speisekarte findet Ihr unter diesem Link). Unsere Vorspeisen und Hauptgänge sind toll, von sehr guter Qualität und preislich mehr als im Rahmen. Das ist bemerkenswert gute Elsässisch-Pfälzer Küche und von uns eine definitive Empfehlung an Euch alle – gerade wenns kein Michelin und eine keine Frittenbude sein soll. Wir werden uns definitiv wieder in diesen wunderbaren Hof begeben und dann wiederum neue Gericht probieren. Wir werden sicher nicht enttäuscht, so viel ist gewiss.
Und sollten wir zu diesem Zeitpunkt wirklich gar keinen Hunger haben – dann bleiben ja immer noch die Weine von Jülg. Und die machen so überhaupt nicht satt, sondern richtig Lust auf „Mehr“!
Habt Ihr auch Lust auf Mehr?
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