Wo Geschichte auf Moderne trifft
Ribera del Duero – oft gehört als Begriff? Schon, oder? Aber was bedeutet das und wofür steht Ribera del Duero? Klar, eine Weinbauregion in Spanien. Und wörtlich übersetzt bedeutet es „die Gestade des Duero“, also die Flussufer des Duero. Damit wäre ja schonmal die Lage geklärt. Die Ribera del Duero erstreckt sich entlang des Flusses Duero in der Region Kastilien; der „Duero“ wird übrigens beim Grenzübertritt nach Portugal zum Fluss „Douro“ bevor er in den Atlantik mündet.
Die Weinbauregion heißt zwar erst seit 1982 DO Ribera del Duero, aber Weinbau wird hier seit rund 2500 Jahren betrieben. Heute arbeiten hier auf rund 27.500 Hektar Rebfläche rund 8000 Winzer in über 300 Bodegas.
In meinem Blogartikel möchte ich dir gerne diese tolle Region näherbringen und hab mal die wichtigsten Fakten sowie zwei tolle Weinempfehlungen für dich zusammengetragen.
Los geht’s.
Klima
Klimatisch wird die (Weinbauregion) Ribera del Duero (im Folgenden lassen wir das ergänzende Wort Weinbauregion der Einfachheit halber aus) beherrscht von einem kontinentalen Klima mit mediterranen Einflüssen. Das bedeutet im Klartext, dass hier viele Extreme aufeinanderprallen. Zum einen hat man hier sehr lange, trockene Sommer bei großer Hitze bis 42°C und andererseits auch geringe Niederschläge im Winter bei mitunter sehr frostigen -20°C. Diese klimatischen Bedingungen bringen einzigartige Qualitäten bei den Trauben hervor, dickschalig und klein trotzen sie den Wetterextremen und reifen sehr langsam. Doch dazu später mehr.
Terroir
Das Terroir ist geprägt von Höhenlagen von rund 700m bis 1000m und besteht größtenteils aus Lehm und Sand, die mit kalkhaltigen Ablagerungen oder auch Kalkstein durchsetzt sind. Damit zählt die Ribera del Duero zu den höchstgelegenen Weinbauregionen auf der Nordhalbkugel und bringt zusätzlich über die Bodenbeschaffenheit die besten Voraussetzungen mit, um aromatische und charakteristische Weine hervorzubringen, die überdies mit einer schönen Mineralik aufwarten können.
Rebsorten
Wie kaum anders zu erwarten, ist die Hauptrebsorte der Region Tempranillo, die in der Ribera del Duero allerdings auch oder vielmehr unter den Namen Tinta del Pais oder Tinto Fino bekannt ist. Daneben werden aber auch die roten Sorten Garnacha Tinta, Cabernet Sauvignon, Merlot und Malbec angebaut, bei den Weißen ist die Hauptrebsorte Albillo Mayor.
Die Weinlese hier erfolgt hauptsächlich von Hand und in Kisten. Dies liegt sowohl an der größtenteils angelegten Busch-Erziehung der Reben, aber auch am Qualitätsbewusstsein der Weinbauern. Denn nur so lassen sich die perfekt zum gewünschten Ergebnis passend reifen Trauben lesen. Die große Sorgfalt, die hier an den Tag gelegt wird lohnt sich, denn 8,2% der angelegten Reben sind bereits über 80 Jahre, einige sogar über 100 Jahre alt. Insofern also auch kein Wunder, dass sich der Ertrag pro Hektar hier nicht annähernd an den maximal erlaubten Wert annähert. Um das Siegel der DO Ribera del Duero zu erhalten dürften maximal 7000kg pro Hektar gelesen werden; der Durchschnitt der letzten 10 Jahre lag dagegen bei 4320kg.
Rotweine aus der Ribera del Duero werden – wie nicht anders zu erwarten – zu 95% aus Tempranillo hergestellt. Geschmacklich bewegen wir uns hier ganz klar bei beerigen Aromen, dunklen Kirschen, Heidelbeeren und schwarzen Johannisbeeren. Dazu gesellen sich – je nach Ausbauart – auch Röstaromen und Zedernholz sowie Schokoladiges und Lakritz. Eine wirklich sehr schöne Aromenvielfalt.
Weine und Qualitätsstufen –Joven, Crianza und Co.
Die Ribera bietet eine erhebliche Vielfalt an Geschmacksprofilen und -aromen, was nicht zuletzt auf die unterschiedlichen Ausbauarten und Qualitätsstufen zurückzuführen ist. Auch hier gelten wie in weiten Teilen Spaniens die abgestuften Begrifflichkeiten Joven, Crianza, Reserva und Gran Reserva.
Jovens sind junge Rotweine, die (wenn überhaupt) nur einen kurzen Ausbau im Holzfass haben. Sie bestechen durch jugendliche Frische, durch Fruchtigkeit und Zugänglichkeit. „Einschenken und Wohlfühlen“ eben, ganz einfach.
Crianza erhalten Rotweine aus der Ribera del Duero als Label, wenn sie mindestens zwei Jahre Reife hinter sich haben bevor sie in den Verkauf kommen. Hiervon muss der Wein mindestens ein Jahr im Holzfass verbracht haben. Crianzas sind zumeist ausgewogen und besitzen eine angenehmere Struktur als Jovens, sind mitunter auch zur weiteren Lagerung für wenige Jahre geeignet.
Die Spitze der Qualitätspyramide bilden auch hier die Reservas und Gran Reservas. Beide sind in der Regel perfekt balanciert, trumpfen mit Tiefe, Komplexität und Eleganz und einem deutlich überdurchschnittlichen Lagerpotential. Der Ausbau ist hier wie folgt geregelt: Reservas müssen mindesten ein Jahr im Barrique gelagert werden und weitere zwei Jahre in der Flasche reifen, bevor sie in den Verlauf kommen dürfen. Bei den Gran Reservas beträgt der Ausbau im Barrique mindestens zwei Jahre und dann noch mindestens weitere drei Jahre Reifezeit in der Flasche, eine ganz schön lange Zeit also, bevor wir diese Weine genießen können. Aber das warten lohnt sich, hier bekommst du schon richtig grandiose Weine ins Glas.
Das Ganze nochmal im kurzen Überblick
Qualitätsstufe | Ausbau im Barrique | Flaschenreife |
Joven | kein Holz / max. 6 Monate | weniger 12 Monate |
Crianza | mind. 1 Jahr | mind. 1 Jahr |
Reserva | mind. 1 Jahr | mind. 2 Jahre |
Gran Reserva | mind. 2 Jahre | mind. 3 Jahre |
Außerhalb der gesetzlichen Qualitätsstufen bezeichnen viele Winzer ihre Weine als Cosecha, Selección, Selección Especial, Vendimia Seleccionada oder Autor. Hieraus lassen sich keinerlei Vorgaben oder Anhaltspunkte ableiten; diese Bezeichnungen sind frei und der Ausbau liegt im Ermessen des Winzers.
Cosecha steht in erster Linie für den Jahrgang. Entscheidet sich ein Winzer auf die Qualitätsbezeichnung zu verzichten und lediglich Cosecha auf das Rückenetikett zu schreiben, bedeutet dies, dass er deutlich flexibler agieren kann und sich nicht an die o.g. Bestimmungen halten muss. Viele junge Winzer versuchen heutzutage mehr das Terroir aus ihren Weinen herauszuarbeiten, wodurch diese deutlich fruchtiger und moderner daherkommen.
Blancos
Auch wenn Ribera del Duero hauptsächlich für Tempranillo steht, gibt es hier ebenfalls tolle Weißweine. Diese werden aus mindestens 75 % der Traubensorte Albillo Mayor hergestellt. Grundsätzlich lassen sich zwei Sorten unterscheiden: mit und ohne Ausbau oder Gärung im Barrique. Das Farbspektrum zeigt sich klar mit flachsgelber bis goldgelber Farbe. Typischerweise hat man hier verschiedene Fruchtaromen (von frischen bis eingekochten Früchten) als auch vegetabile Noten. Im Geschmack sind sie ausgewogen und variieren je nach Ausbau von frisch mit mittlerer bis hoher Säure und leichtem bis mittlerem Körper.
Rosados
Daneben gibt es natürlich auch in der Ribera del Duero Roséweine, die sogenannten Rosados. Als Anforderung gilt hier, dass der Anteil an offiziell zugelassenen Rotweinsorten darin mindestens 50% betragen muss.
Da hier hauptsächlich Tempranillo und Albillo Mayor verwendet wird, sind die Rosados aus der Ribera meist äußerst fruchtbetont mit markanter Säure, die dem Wein Drinkiness verleiht; immerhin soll der Rosado ja auch im heißen Sommer noch erfrischend wirken.
Bevor ich euch mein Fazit zu der Region schreibe, möchte ich euch noch zwei Weine samt Weingüter vorstellen:
MOSAICO DE BACO RESERVA 2014 – Mosaico de Baco, Ribera del Duero
Aus 100% Tinto Fino, wie die Tempranillo-Trauben hier auch genannt werden, wurde dieser Reserva hergestellt. Die Reben, die größtenteils schon über 80 Jahre alt sind, liegen auf ca. 930 m Höhe und zeigen was für eine großartige Qualität sie bringen können. Die Lese erfolgt hier immer von Hand.
Der Ausbau erfolgte 14 Monate sowohl in französischer und amerikanischer Eiche bevor der Wein dann nochmal mindestens 20 Monate Zeit in der Flasche bekommt, um seine Reife abzuschließen.
Und wie zeigt er sich im Glas?
Die leuchtende rubinrote Farbe mit granatroten Rändern sticht sofort ins Auge. Aromen von Zedernholz, Kakao, Tabak und Gewürzen vermischt mit sehr reifen Früchten (Feigen und Brombeeren). Auf der Zunge ist er ausgewogen, mit weichen Tanninen, rund und großzügig. Im Abgang hinterlässt er einen Hauch von Kakao und Zartbitterschokolade.
Das Weingut Mosaico de Baco ist seit Generationen in Familienbesitz. Der Ursprung des Weingut-Namens “Mosaico de Baco” stammt aus dem Heimatdorf der Familie Baños de Valdearados in der Region D.O. Ribera del Duero, das in Burgos liegt. Im Örtchen Baños de Valdearados gibt es Mosaike aus dem IV. Jahrhundert, eines davon ist dem römischen Gott Bacchus gewidmet. Die sichtbaren Reste gehören zu einem kaiserlichen Herrenhaus aus dem IV. und V. Jahrhundert.
Die Weinberge der Familie liegen eben dort. Hier herrscht, wie es für die Region typisch ist, ein extremes Klima: Frost im Winter, warme und trockene Sommer mit kühlen Nächten.
Fast die gesamte Rebfläche ist mit Tempranillo (auch Tinto Fino oder Tinta del País genannt, so.o.) bestockt. Die Reben sind zum Teil schon über 100 Jahre alt und werden für die Herstellung der hochwertigen Weine des Hauses verwendet. Der Ertrag ist bei diesen alten Rebstöcken sehr niedrig, die Qualität dafür aber umso großartiger. Ein kleiner Anteil ist auch mit der weißen Rebsorte Albillo Mayor bestockt.
TR3SMANO Vendimia 2020 – Bodegas Tr3smano, Ribera del Duero
100% Tempranillo. Aus 40 bis 80 Jahre alten Weinbergen (im Durchschnitt 50 Jahre) in den Gebieten Olmedillo, Roa, La Horra, Moradillo, Pesquera und Peñafiel.
Manuelle Ernte mit kleinen Kisten und sorgfältige Auswahl der Trauben auf dem Sortiertisch. 5 bis 7 Tage Kaltmazeration bei max. 10 ºC.
Malolaktische Gärung in neuen Fässern mit 225 Litern Fassungsvermögen (Barriquefässer). Separate Verarbeitung der Trauben aus den einzelnen Lagen. Die Lagerdauer im Holz beträgt ungefähr 18 Monate, bevor der Wein auf die Flasche kommt.
Und im Glas?
Kräftige kirschrote Farbe. Überraschend aromatisches, frisches Bouquet mit Noten von reifen roten Früchten und Anklängen von Blüten. Das Eichenholz der neuen Barriques (hauptsächlich französische Eiche) verleiht dem Wein zusätzliche Komplexität sowie Röstaromen, rauchige Noten (Kakao, Toffee, Kaffee) und würzige Nuancen (Pfeffer). Am Gaumen ist der fleischige, frische Wein komplex und kräftig, doch gleichzeitig auch vielschichtig und elegant. Er hat eine seidige Tanninstruktur mit perfekt ausgewogener Säure und Alkohol. Mittellang anhaltend im Abgang. Ein eleganter Wein mit ausgeprägtem Charakter und hervorragender Begleiter zu Rindfleisch mit Röstaromen.
Kleiner Tipp: Der Wein braucht etwas Luft – nach einigen Stunde offenbart er seine wahre Größe.
“Tr3smano steht für die drei Unternehmer, die sich ihren Traum erfüllt und diesen Wein ins Leben gerufen haben. Auf Spanisch bedeutet, „tres“: drei, „la mano“: die Hand. Das Ganze ist aber ein Wortspiel. Mit unserem Namen soll der alt-kastilische Ausdruck – „trasmano“ oder „desmano“ – in Erinnerung gerufen werden, was in etwa so viel bedeutet wie „nicht in Reichweite, sondern ein wenig weiter entfernt“ oder „außerhalb des Weges“.
Zitat der Bodega
Tr3smano steht für Ursprünglichkeit, die Essenz einer traditionellen Weinregion, in der nach harter Arbeit ausgelassen gefeiert wird, wo der raue Charakter des Landes zur Vollmundigkeit im Glas passt, wo die Erde zu Wein wird.”
José Ramón Ruiz-Gómez, Fernando Remírez de Ganuza und Pedro Aibar sind die Drei, die diesen Wein kreiert haben.
Das Weingut ist für spanische Verhältnisse mit 55 ha recht klein, es wird lediglich Tempranillo angebaut und die Reben sind größtenteils über 50 Jahre alt.
Fazit
Die Ribera del Duero setzt weiterhin Maßstäbe für Exzellenz und Authentizität in der Welt des Weins. Jede Flasche, die das Siegel trägt, ist ein Symbol für die jahrhundertealte Tradition und das Engagement der Winzer, hochwertige Weine von unvergleichlicher Qualität zu produzieren. Der zunehmende Fokus auf nachhaltigen Weinbau und Umweltschutz spielt dabei eine entscheidende Rolle. Viele Weingüter der Region setzen bereits auf biologischen oder biodynamischen Anbau und arbeiten daran, ihre Weine noch umweltfreundlicher und nachhaltiger zu machen. Darüber hinaus wird die Ribera del Duero weiterhin in neue Märkte expandieren und ihre Präsenz auf internationalen Weinmessen und Veranstaltungen ausbauen. Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen spanischen Weinen steigt stetig, und die Ribera del Duero ist bestens positioniert, um von diesem Trend zu profitieren.
Seit etwa 2010 erlebt die Ribera del Duero einen bedeutenden Wandel: Die Weine der Spitzenproduzenten werden zunehmend eleganter und frischer, wobei das Terroir eine zentrale Rolle einnimmt. Viele Winzer berichten, dass sich bei ihnen ein Wandel vollzogen hat. In den Anfängen wurden die Weine auf traditionelle Weise hergestellt, mit kleinen Holzfässern und amerikanischer Eiche mit hohem Toastinggrad. Heutzutage bevorzugen sie jedoch einen zurückhaltenderen Stil, der auf biologischem Anbau, spontaner Gärung und sanftem Ausbau im Keller basiert. Es entwickelt sich immer mehr ein besseres Verständnis für die Herstellung hochwertiger Weine sowie das Potenzial ihres eigenen Terroirs. Heute ist Ribera del Duero nicht nur für kräftige Weine bekannt, sondern auch für seine Vielfalt und Frische.
Die Ribera del Duero bleibt nicht nur ein Ort der Tradition, sondern auch ein Ort des Wandels und der Innovation, der bereit ist, die Herausforderungen der Zukunft anzunehmen und weiterhin Weine von Weltklasse zu produzieren. Ihr findet hier nicht nur intensive und kräftige Tempranillos, sondern neben eleganten Rotweinen auch Rosados und frische Weissweine. Ihr merkt, die Region hat richtig viel zu bieten und will entdeckt und probiert werden. An dieser Stelle wünsch ich euch schon mal viel vergnügen.
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der D.O. Ribera del Duero.